Skip to content
Share with

Pressemitteilung Dringender Aktionsaufruf: Tod eines 72-jährigen politischen Gefangenen in Haft in der Türkei

Pressemitteilung

Dringender Aktionsaufruf: Tod eines 72-jährigen politischen Gefangenen in der Türkei während seiner Haft

Datum: September 2025
Herausgegeben von: Human Rights Defenders e.V.

Ein vermeidbarer Tod im Gefängnis

Am 7. September 2025 starb Ibrahim Güngör, ein 72-jähriger politischer Gefangener, der an Alzheimer, Diabetes, einer Prostataerkrankung und Komplikationen nach einer Gehirnoperation litt, in türkischer Haft.
•Er hatte sich 2022 wegen eines Hydrozephalus einer Gehirnoperation unterzogen und einen Shunt eingesetzt bekommen.
•Bei Besuchen im Gefängnis erkannte er seine eigene Tochter nicht mehr.
•Trotz eindeutiger Beweise, dass er eine Haftstrafe nicht überleben würde, erklärte das Institut für Rechtsmedizin ihn für „gefängnisfähig“.
Herr Güngör war im Dezember 2024 erneut verhaftet worden, nachdem das Kassationsgericht sein Urteil bestätigt hatte. Sein Tod ist die direkte Folge der Weigerung der Behörden, ihn trotz überwältigender medizinischer Gründe freizulassen.

Verstöße gegen internationale Standards

•Recht auf Leben und Würde (UDHR, Art. 3): Die Türkei hat ihre Pflicht zum Schutz seines Lebens verletzt.
•Verbot von Folter (EGMR, Art. 3; UN CAT): Die Zwangshaft eines schwer kranken Alzheimer-Patienten stellt Folter durch Vernachlässigung dar.
•Mandela-Regeln (109–110): Schwer kranke Gefangene müssen freigelassen werden.
•Medizinische Ethik und Istanbul-Protokoll: Die Erklärung, er sei „gefängnisfähig“, verstößt gegen die internationale medizinische Ethik.
•Recht auf Gesundheit (ICESCR, Art. 12): Die Verweigerung einer angemessenen Versorgung, die zum Tod führt, ist ein schwerwiegender Verstoß.

Teil eines systemischen Musters

Der Fall von Herrn Güngör ist kein Einzelfall.
•Dutzende ältere und schwer kranke Gefangene in der Türkei bleiben trotz fortgeschrittenem Krebs, Demenz, Herzerkrankungen oder Lähmungen in Haft.
•NGOs und Anwälte berichten, dass das Institut für Rechtsmedizin selbst in terminalem Stadium systematisch die Freilassung verhindert.
•Organe der UNO und des Europarats haben chronische medizinische Vernachlässigung in türkischen Gefängnissen dokumentiert.

Aufruf zum Handeln

Human Rights Defenders e.V. fordert:
1. Internationale Institutionen und Regierungen, den Tod von Herrn Güngör als Rechtsverletzung zu verurteilen.
2. Die Türkei, alle todkranken Gefangenen gemäß den Mandela-Regeln unverzüglich freizulassen.
3. Die UNO und den CPT, eine unabhängige medizinische Überwachung türkischer Gefängnisse einzurichten.
4. Den US-Kongress und den UN-Menschenrechtsrat, diesen Fall auf höchster Ebene anzusprechen.
5. Die Zivilgesellschaft, Organisationen zu unterstützen, die Folter und medizinische Vernachlässigung in der Türkei dokumentieren.

Erklärung

„Der Tod von Ibrahim Güngör zeigt, wie die türkischen Behörden die Haftbedingungen gegen politische Häftlinge als Waffe einsetzen. Das ist Folter durch Vernachlässigung. Gerechtigkeit für Herrn Güngör bedeutet dringende Maßnahmen für alle kranken Gefangenen in der Türkei.“

Human Rights Defenders e.V.

Noch kein Kommentar, Füge deine Stimme unten hinzu!


Kommentar hinzufügen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert