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Erdogans Entführungsnetzwerk schlägt in Kirgisistan zu Informationsbekundung zur Entführung von Orhan İnandi – Bishkek/Kirgisistan

Wir möchten Sie über die jüngsten Entführungsfälle von türkischstämmigen Zivilisten im Ausland durch den Türkischen Geheimdienst in Kenntnis setzen. 

Die türkische Regierung versucht seit dem Putschversuch vom Juli 2016 immer wieder Anhänger der globalen Hizmet-Bewegung (“Gülen-Bewegung”) und Gegner des Erdogan-Regimes auf illegale Wege einzuschüchtern oder gar zu beseitigen. Selbst im Ausland hat der Türkische Geheimdienst keine Scheu davor, Zivilisten zu entführen.

Die jüngsten Fälle derartiger Entführungen sind Selahaddin Gülen und Orhan İnandi. Am Morgen des 1. Juni wurde Orhan İnandı, der Gründer und Präsident des in Kirgisistan tätigen türkisch-kirgisischen Sapat-Schulnetzwerks vor seinem eigenen Haus aus seinem persönlichen PKW entführt. İnandı wurde zuletzt am Montag um 18 Uhr von seiner Familie kontaktiert. Sein Auto wurde in der Nähe seines Hauses mit geöffneten Türen gefunden. Seine Familie informierte sofort die kirgisische Polizei über das Verschwinden des Lehrers und forderte eine dringende Untersuchung.

In Kirgisistan ist seit 1992 das Sapat-Netzwerk im kirgisischen Bildungswesen tätig. Heute gehören 30 Prozent der Anteile des Schulnetzwerks der Kirgisischen Republik. Im Rahmen des Schulnetzwerks gibt es 16 Gymnasien, eine internationale Universität, eine internationale Schule und drei Grundschulen.

İnandı war seit 1995 in Kirgisistan tätig und seit 2001 Präsident des Schulnetzwerks. Laut Aussage der Sapat-Schulen erhielt İnandı 2002 den Titel „Exzellenz in der Bildung der Kirgisischen Republik“ und das Ehrendiplom der Kirgisischen Republik, sowie 2003 die Dank-Medaille der Kirgisischen Republik für seinen Beitrag zur Verbesserung des Bildungssystems im Land. İnandı besitzt außerdem die Staatsbürgerschaft der Kirgisischen Republik.

Laut Angaben der Familie İnandı sollen am Flughafen von Bischkek und der usbekischen Hauptstadt Taschkent zwei Flugzeuge warten, die nicht auf den Fluglisten einer der an diesen Flughäfen tätigen Fluggesellschaften aufgeführt sind, was den Verdacht aufkommen lässt, diese Flugzeuge könnten verwendet werden, um den Lehrer in die Türkei zurückzubringen.

Anfang Mai machte Erdoğan öffentlich eine Kundgebung, dass zeitnah namhafte Festnahmen erfolgen würden. Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht von Freedom House über globale transnationale Repression ist die Türkei die Nummer eins unter den Ländern, die seit 2014 Überstellungen aus Gaststaaten durchgeführt haben. Die türkische Regierung verfolgt ihre vermeintlichen Feinde seit Juli 2016 in mindestens 30 verschiedenen Ländern in ganz Amerika, Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Asien. „Ankaras Kampagne hat sich in erster Linie gegen Menschen gerichtet, die mit der Bewegung des religiösen Führers Fethullah Gülen verbunden sind, die die Regierung für den Putschversuch verantwortlich macht“, heißt es in dem Bericht.

Wir möchten hiermit eine öffentliche Aufmerksamkeit für die Menschenrechtsverletzungen in Form von illegalen Verschleppungen und Entführungen von Menschen außerhalb der Türkei schaffen und heißen jede Form der Unterstützung und Solidarisierung willkommen.

Human Rights Defenders e.V. – info@humanrights-ev.com

Berlin, 1. Juni 2021